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Ein Bericht aus dem Zeitungsarchiv:

Die ersten Skier kamen vor 120 Jahren ins Montafon

Im Vorarlberger Volksblatt vom 15. Jänner 1895 findet sich ein kurzer, unscheinbarer Beitrag, bei dessen Lektüre damals wohl keiner dachte, dass die darin beschriebenen „Holzstreifen“ das Leben der Menschen im Montafon ab dem 20. Jahrhundert entscheidend mitprägen sollten. Die ersten Skier waren für Gaschurn bestimmt und wurden vom Verfasser „Skischuhe“ genannt. Beschrieben wurden sie mit folgenden Worten:

„Mit großer Neugierde und Verwunderung wurden die etwa 2 bis 21/2 m langen, schmalen, vorne schnabelförmig, wie Schlittschuhe, hoch aufgebogenen Holzstreifen betrachtet, da Niemand deren Gebrauch kannte und man besonders die Möglichkeit einer freieren Bewegung besonders bei schmalen Wegen nicht einzusehen vermochte. Wären dieselben hier nicht verwendbar?“

Die so beschriebenen Skier waren wohl – wie Ende des 19. Jahrhunderts üblich – aus Skandinavien importiert worden, wo zu jener Zeit der alpine Skilauf nicht verbreitet war. Viel mehr wurden die Skier als Fortbewegungsmittel in der Ebene verwendet, mit anderen Worten für den Langlauf. Skipioniere, wie der Lilienfelder Mathias Zdarsky und die Vorarlberger Viktor Sohm, Georg Bilgeri (beide aus Bregenz) und Hannes Schneider (aus Stuben am Arlberg), investierten unzählige Stunden, um eine alpine Skilauftechnik zu entwickeln und um die Skier (etwa durch eine merkliche Verkürzung) den alpinen Bedürfnissen anzupassen. Somit konnte die im Zeitungsartikel gestellt Frage nach der Verwendbarkeit der Skier im Montafon fortan mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden.

Im Winter 1905/06 wurden in Schruns und Tschagguns die ersten Wintersportclubs des Tales gegründet und der Skilauf entwickelte sich in der Folge zu einer Massenbewegung, die dem Montafon Österreichische Meisterschaften, Weltcuprennen und nicht zuletzt – fast auf den Tag 120 Jahre nach Erscheinung des zitierten Zeitungsartikels – das Europäische Jugendolympische Festival 2015 bescherte.

(Andreas Brugger)

Ursprünglich erschienen in: Mitglieder-Information der Montafoner Museen. Nr. 72 (1/2015). S. 10f.

Weitere Infos auch bei www.montafoner-museen.at

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