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Skispringen im Montafon einst und jetzt

Von der Zelfenschanze zum Montafon Nordic Sportzentrum

Bereits vor über einhundert Jahren fanden in Tschagguns die ersten Skispringen statt – damals allerdings noch auf Schanzen, die von den Springern vor dem Bewerb selbst aus Schnee errichtet werden mussten. Es folgten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrere Schanzenprojekte, wie etwa die alte Zelfenschanze, ehe der Sprunglauf in Tschagguns in den 1960er Jahren vorläufig zum Erliegen kam.

Aufschwung in der Zwischenkriegszeit und die Errichtung der alten Zelfenschanze

Nach den bescheidenen Anfängen auf selbst gebauten Schanzen in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde im Winter 1930/31 in Tschagguns der erste Schritt in Richtung Springerhochburg des Montafons gemacht. Unter Wintersportvereinsobmann Josef Vonblon wurde nämlich die Rhätikonschanze auf Latschau gebaut, auf der immerhin Weiten von bis zu 47 m erzielt wurden. Diese entsprach jedoch schon bald nicht mehr den Anforderungen ihrer Zeit und so wurden im Februar 1937 die Pläne für den Bau der Zelfenschanze für Spezialspringen konkret. Josef Salzgeber, Obmann des WSV Tschagguns, beauftragte Oberingenieur August Ohneberg mit dem Schanzenbau. Ein Tag vor dem Eröffnungsspringen, das am 9. Jänner 1938 stattfand, erschien eine Sonderbeilage des Vorarlberger Tagblattes mit dem Titel „Wintersport in Vorarlberg. Eröffnung der Zelfen-Großschanze bei Tschagguns“, in der die Vorzüge der Schanze ebenso gewürdigt wurden wie der Pioniergeist und die Opferbereitschaft ihrer Erbauer.

Das Eröffnungsspringen war ein großes Fest. Schließlich fand sich kein Geringerer als Weltrekordspringer Josef „Bubi“ Bradl ein. Dieser gewann vor der für damalige Verhältnisse beträchtlichen Zahl von 2.000 Zuschauern fast erwartungsgemäß und erzielte bei verlängertem Anlauf mit 80 m zudem auch den Schanzenrekord. Das Springen hatte auch eine Besonderheit zu bieten: Bubi Bradl und ein Skispringer namens Schneider zeigten nämlich einen Doppelsprung, was bei der heutigen V-Stellung und den gefrästen Anlaufspuren gar nicht mehr möglich wäre.

Jahres des Aufbruchs nach dem Zweiten Weltkrieg

Der WSV Tschagguns war bereits im ersten Nachkriegswinter 1945/46 sehr aktiv und veranstaltete neben den Vorarlberger Skimeisterschaften in der alpinen Kombination auch ein Skispringen auf der Zelfenschanze, das am 3. März 1946 stattfand und dem 6.000 Zuschauer beiwohnten. Von denen waren viele mit der Montafonerbahn angereist, die ob des großen Ansturms gewichtsmäßig so überlastet war, dass einige Fahrgäste aussteigen und zu Fuß über die Alma nach St. Anton hinaufgehen mussten.

Nach diesem Erfolg wurde der WSV mit der Austragung der Österreichischen Meisterschaften 1947 in der alpinen und nordischen Kombination beauftragt. Für deren Austragung war eine so genannte Kombinationsschanze notwendig, bei der die 60-m-Marke nicht übersprungen werden konnte. Sie wurde wiederum von Oberingenieur Ohneberg errichtet und auch nach ihm benannt. Einer der Höhepunkte dieser Meisterschaften war das Spezialspringen auf der Zelfengroßschanze am 23. Februar mit fast 15.000 Zuschauern. Ein besonderes Highlight war zudem das erste Nachtspringen Österreichs auf der Ing. Ohnebergschanze am 21. Februar.

Am 12. März 1950 fand ein internationales Springen auf der Zelfenschanze statt. Der Schanzenrekord von 80 m wurde dabei mehrmals überboten und vom Schweizer Andreas Däscher auf 86 m hinaufgeschraubt. Bis in die 1960er Jahre fanden regelmäßig Skispringen auf den beiden Tschaggunser Sprungschanzen statt, darunter internationale, nationale und regionale Meisterschaften.

Vorläufiges Ende des Sprungsports im Montafon in den 1960er Jahren

In den 1960er Jahren wurden die Schanzen in Tschagguns stillgelegt und abgebaut. Um die Jahrtausendwende war somit am ehemaligen Standort der Zelfenschanze nur noch eine Waldschneise zu sehen.

Dr. Andreas Brugger, Montafon Archiv

Ursprünglich erschienen in: Gmesblättli Tschagguns. Nr. 98 (2/2014). S. 14f.

 

Bildrechte: Wintersportverein Tschagguns und Montafon Archiv.

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