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Ferdl Horatschek

Ferdl Horatschek - eine Bregenzer Skilegende

Die Geschichte meines Vaters – ein begeisterter Skipionier.

Ferdl Horatschek Portrait

Er kam in Bregenz am 7.4.1907 zur Welt und begann als junger Mann in der Zwischenkriegszeit mit dem Skifahren. Präparierte Pisten gab es damals noch nicht, man zog seine kräftigen Schwünge nach der „Hannes Schneider“ Technik im Tiefschnee. Die Ausrüstung war einfach, Riemenbindungen und lange Holzbretter ohne Stahlkanten waren damals der Stand der Technik.

Er nahm auch schon bei den ersten Skirennen Anfang der 1930-er Jahre teil, die für gute Skifahrer am Arlberg organisiert wurden. Ein Foto von damals zeigt, dass man mit einem warmen Sakko und einer coolen Schieberkappe an den Start ging. 

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Skiclub Bregenz bald wieder aktiviert. Gleich zu Beginn wurde mein Vater in der Jahreshauptversammlung vom 30.11.1954 zum Tourenwart gewählt. Obmann des Skiclub Bregenz war damals Paul Schwärzler. Im Archiv findet man im Vorstand des Clubs bekannte Namen wie Xandl Schiefermüller als Sportwart, Heini Seidl als Jugendwart und den legendären „Benze“ Bruckner als  Vergnügungsobmann.

Als Tourenwart war Ferdl mit seinem Organisationstalent im Element. Er organisierte viele Jahre jeden Winter Vereinsausflüge mit einem Omnibus und war dabei auch immer bemüht den Teilnehmern die neueste Skitechnik zu zeigen. Legendär waren die Ausflüge am Josefi -Tag (20.März) nach Davos zur berühmten und längsten Skiabfahrt in den Alpen – zur Parsenn-Abfahrt. Auch die vielen Ausflüge nach Zürs/Lech und Damüls waren ein wichtiger Bestandteil des Vereinslebens. Ich durfte als kleiner Junge mit zehn Jahren schon auf den Knien meines Vaters gratis im Bus mitfahren und kam so in den 1950-er Jahren in die damals schönsten Skigebiete in der Umgebung. Mein Vater hat mir mit viel Geduld das Skifahren beigebracht, das ich zehn Jahre später 1965 im Bundesportheim in Obergurgl bei Prof. Hoppichler perfektionieren konnte. 

Ferdl war auch bei etlichen Vereinsschirennen erfolgreich. Die legendäre Skiabfahrt vom Pfänder nach Bregenz hinunter wurde mit der „Pfändertanne“- Anstecknadel in gold, silber oder bronze ausgezeichnet. Diese Abfahrt war in den 1950-er und 1960-er Jahren so bekannt, dass sogar Abfahrtsweltmeister wie Gerhard Nenning und Egon Zimmermann diese Strecke im Renntempo mit unglaublichen 2,25 Minuten bewältigten.

Anstecknadel Pfaendertanne
Urkunde Kampfrichter ÖSV

Ferdl hat 1961 die Prüfung zum ÖSV- Kampfrichter abgelegt. In der Folge war er viele Jahre bei Skirennen und Sprungläufen des Skiclub Bregenz als Chef der Zeitnehmung aktiv. Auch bei Landes-Skimeisterschaften war er in der Rennorganisation tätig. Höhepunkt seiner ÖSV- Tätigkeit waren die vielen Einsätze als Torrichter bei den Damen-Weltcuprennen um die „Goldenen Schlüssel“ in Schruns/Tschagguns ab 1963.

Im Alter widmete sich Ferdl der Jugend im Skiclub Bregenz zusammen mit seinem Freund Xandl Schiefermüller. Jährliche Kinderskikurse mit abschließenden Rennen waren für viele Kinder eine bleibende Erinnerung.

Das letzte Rennen von Ferdl war sein Sieg beim Vereinsschirennen des Skiclub Bregenz in der Altersklasse am 11.3.1978 mit 70 Jahren.

Auf dem Foto zu sehen: links Xandl Schiefermüller, mittig Fred Schönsberg, rechst Ferdl Horatschek.

li. Xandl Schiefermüller, mittig Fred Schönsberg, re. Ferdl Horatschek

Im selben Jahr verstarb Ferdl am 4. Oktober - für alle völlig überraschend - an einem Herzinfarkt beim Tanzen anlässlich seines Jahrgänger Ausfluges im Stubaital. 

Ferdl war immer ein grenzenloser Optimist, der zuerst das Positive sah. Mit seiner geselligen Art war er allseits sehr beliebt. Als Techniker tüftelte er auch immer beim Skimaterial, er probierte die neuesten Trends bei Ski und Bindung. Seine Begeisterung war ansteckend, wenn er über das Skifahren sprach. 

In seiner Pension verbrachte er mit seinen Sportkollegen buchstäblich hunderte Male bei jedem Wetter schöne Skitage auf den tollen Pisten im Ländle. Schlechtes Wetter gab es für ihn nicht, wenn es ums Skifahren ging. Jeder noch so kleine blaue Fleck am Himmel bedeutete für ihn „es tut uf“! So kannten alle den Ferdl, meinen Vater. Er war für mich ein großes Vorbild im Sport, beim weltweiten Reisen und besonders als Mensch.

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